Schlägt jetzt die Stunde der Aktiengiganten?
Von Adam Golombek, Gründungsgesellschafter der Giesbrecht & Golombek Vermögensmanagement
GmbH
Viele Anleger verfolgen derzeit mit Staunen die Aktienindizes: Der DAX notiert unmittelbar an der Marke von 10.000 Punkten; die US-Märkte ziehen von einem Allzeithoch zum nächsten. Wer in dieser Phase der Hausse dabei sein will, sollte auf die Dickschiffe an der Börse setzen, denn getragen wird der aktuelle Aufschwung hauptsächlich von hochkapitalisierten Aktien, den Large Caps. Der Aufschwung dieser Aktiengiganten könnte noch andauern– aus guten Gründen.
Was soll ich jetzt tun? Diese Frage stellen angesichts eines Zählerstandes von knapp 10.000 Punkten im Deutschen Aktienindex derzeit viele Anleger. Die Angst, etwas zu verpassen, plagt nicht nur Privatinvestoren, auch professionelle Asset Manage retwa von Versicherungen und Banken sind betroffen: Sie müssen nicht nur, die Renditeerwartungen ihrer Arbeitgeber erfüllen, sondern sind in diesem und den kommenden Jahren auch gezwungen, enorm viel Geld zu investieren.
Lieber Top-Aktien als Anleihen
Der Grund: Viele Anleihen, darunter auch Hochzinspapiere, werden demnächst fällig. Bei einer Rendite von 1,3 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen ist es keine Frage, dass Aktien die attraktivere Wahl sind. Dies gilt aus Sicht dieser Investoren aber auch für die sogenannten High Yields, die in Europa derzeit eine durchschnittliche Verzinsung von nur fünf Prozent erreichen. Zum Vergleich: Erstklassige, weltbekannte Unternehmen zahlen den Aktionären eine Dividendenrendite von drei bis vier Prozent und weisen damit ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis auf als solche wacklige Anleiheemittenten. Unseres Erachtens dürfte ein ansehnlicher Teil des frei werdenden Geldes daher an den Aktienmarkt strömen.
Big money buys big companies
Welche Aktien wird dieses „große Geld“ vorrangig kaufen? Geht man nach der historischen Erfahrung wie auch nach dem gesunden Menschenverstand, bleiben nicht viele Alternativen: „Big Money buys big companies“, lautet die Parole. Zum einen agieren diese Asset Manager gemäß den konzerninternen Regeln, wenn sie auf global bekannte Unternehmen mit der weltweit höchsten Börsenkapitalisierung setzen. Zum anderen wäre es schwierig bis unmöglich, mit den anzulegenden Riesensummen etwas anderes zu erwerben als solche Aktiengiganten.
Alles schon dagewesen: die „nifty fifty“
Auch zeigt der Rückblick: Bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren gab es eine Phase, in der Anleger bereit
waren, für große Unternehmen mit einer Wachstumsstory wie McDonald‘s, IBM und Coca-Cola bis zum 40-Fachen des Jahresgewinns zu zahlen – das waren die sogenannten nifty fifty („schicke Fünfzig“). Deren Kurse entwickelten sich stabil nach oben, während der breite Aktienmarkt immer wieder mehr oder weniger große Rückschläge hinnehmen musste.
Aktiengiganten laufen jetzt besser als Mid Caps
Aktuell sieht es so aus, als stünden wir am Beginn einer ähnlichen Entwicklung: Seit Anfang des Jahres haben Dickschiff-Indizes wie der S&P 500 rund drei Prozent aufgesattelt, während Nebenwerte-Barometer wie der MDAX oder der amerikanische Russell 2000 auf der Stelle treten oder gar drei Prozent hinten liegen. Stark zeigt sich hingegen der Dow Jones Global Titans der 50 weltweit größten börsennotierten Unternehmen mit einem Zuwachs von derzeit vier Prozent.
Anleger können die „Global Titans“ mit Indexfonds abdecken
Anleger können auf einen Index aus dem Hause Dow Jones setzen, den Dow Jones Global Titans. Dieser bündelt die Aktien der weltweit 50 größten Unternehmen wie Apple, Exxon Mobil, Johnson & Johnson oder Google. Am sinnvollsten kann man dieses Investment mit einem Indexfonds abdecken. Dabei sollten Anleger darauf achten, dass der Fonds die Wertpapiere direkt erwirbt und das Zahlungsversprechen daher nicht mit einem Swap absichern muss.
Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein gesunder Anstieg am Aktienmarkt auf Dauer nicht nur von wenigen weltweit bekannten Namen getragen werden kann. Sollten die mittelgroßen und kleinen Werte dauerhaft hinten den Big Names zurückbleiben, wäre dies ein Zeichen zur Vorsicht am Aktienmarkt.