RÜCKBLICK
Die Konsolidierung der Kapitalmärkte hat unter der Führung der USA Anfang September eingesetzt. Die Renditen langfristiger Staatsanleihen sind im Berichtszeitraum leicht angestiegen, der Dollar konnte sich ein wenig erholen und die Aktienmärkte haben gemessen an ihren Indizes nahezu unverändert geschlossen. Lediglich Gold hat nach dem rasanten Anstieg der letzten Monate mit 5% etwas stärker konsolidiert. Die die Märkte beeinflussenden Themen waren der Fortgang der wirtschaftlichen Erholung in den Industrieländern nach den überraschend guten Quartalsergebnissen vieler Unternehmen und die Auswirkungen der jetzt angelaufenen zweiten Corona Welle in den Winter hinein, vor allem in Europa. Über allem jedoch beschäftigt die Anleger die Frage nach dem ungewissen Ausgang der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA.
AUSBLICK
Neben Corona sind die US Wahlen seit Monaten das Zentralthema deutscher Medien. Sie vermitteln der Öffentlichkeit seit Jahren mit ihrer verklärten Vorstellung eines liberalen und sozialen Amerika ein realitätsfremdes Bild der Durchschnittsmentalität der weißen Bürger und der Funktionsweise und Ausrichtung der amerikanischen Politik. Die USA kämpfen seit Jahren um den Erhalt der Weltvorherrschaft gegenüber China, und die schwindende Mehrheit der Weißen tut das ebenfalls in ihrem eigenen Land. Deshalb ist der Machtmensch Trump Präsident geworden. Er wird mit allen Tricks und demagogischen Mitteln versuchen, für sich eine zweite Amtszeit herauszuschinden oder sie in einer Pattsituation zu erzwingen, auch wenn er die Stimmenmehrheit nicht erzielt haben wird. Insofern bleibt das Rennen völlig offen, vielleicht sogar bis in das neue Jahr hinein. Im Falle seines Sieges könnten allerdings auf Kontinentaleuropa und auf die politische und wirtschaftliche Zukunft der schon jetzt zerrissenen EU schwere Zeiten zukommen.
Ungeachtet der anrollenden zweiten Corona Welle wird sich die Weltvolkswirtschaft durch den konsequenten Einsatz staatlicher Mittel weiter erholen. Die steigende Staatsverschuldung wird in allen Ländern politisch in Kauf genommen und deren finanzwirtschaftliche Konsequenzen und deren Lösungen werden weit in die Zukunft verschoben. Es kommt jetzt lediglich in der Politik darauf an, die Bevölkerungen durch verständliche und akzeptierbare staatliche Verordnungen und Gebote durch den Winter zu begleiten und darauf zu hoffen, dass die Bürger in der Breite diese durch ihr Verhalten in der Öffentlichkeit unterstützen. Die erneute Schließung der Grenzen oder ein nochmaliger Lockdown sind keine Optionen mehr.
Wir wissen, dass sich die Welt seit Jahren in der Transformation befindet. Die Veränderungen in den globalen politischen Machtkonstellationen, die Technologierevolution und der Klimawandel sind die wesentlichen Treiber. Covid-19 wirkt dabei als Akzelerator. Der Weg hin zum New normal wird in seinen Konturen immer schärfer, wir werden aber erst nach der Pandemie klarere Vorstellungen haben, welche Richtung die industrielle Produktion, die Dienstleistungsindustrien und die Konsumgewohnheiten weltweit einschlagen werden. Eines ist aber klar, dass das Internet, die Errungenschaften der Informationstechnologie und die Erkenntnisse der Finanzwissenschaft aus früheren Krisen wesentlich dazu beigetragen haben, den negativen ökonomischen Einfluss der Pandemie zu begrenzen.
KAPITALMARKTAUSSICHTEN
Diese Entwicklung wird in der Zukunft mehr als schon bisher die Richtung der Kapitalmärkte und deren nachhaltige Investmenterträge bestimmen. Das gilt für alle Marktsegmente. Die zukünftigen Performancetreiber werden in der jetzigen Korrektur vor allem an den Aktienmärkten erkennbar werden. Die entfachte Diskussion über die Bewertungsdifferenzen und über die relative Attraktivität von Investments in Wachstums- und/oder Valueaktien trifft den Kern der Sache aber nicht. Der Fokus wird auf das Potential der zukünftigen und nachhaltigen Gewinndynamik und Ertragsstärke von Unternehmen als wichtigstes Anlagekriterium gerichtet sein. Das gilt für alle Gesellschaften aus beiden Lagern gleichermaßen und weltweit. Grundsätzlich gilt für Anlageentscheidungen, welche Unternehmen schaffen die intellektuelle und finanzielle Anpassung und Umgestaltung ihrer Geschäftsmodelle und ihrer Produktionsstätten in Bezug auf die veränderten Bedarfs- und Nachfrageprofile für Güter und Dienstleistungen nach Corona? Investitionen in Cloud computing, Automatisierung, den Einsatz des industriellen Internet of Things (IIoT) und in Cybersecurity sind Voraussetzungen für die Entwicklung neuer und hochwertiger Produkte und die Steigerung der Produktivität. Microsoft, Apple, Google und Amazon sind seit Jahren Vorreiter und werden mit ihren Produkten diese Umstellung begleiten und davon profitieren. Sie sind die heutigen Marktführer und Wachstumstreiber, wie es im letzten Jahrhundert beispielhaft die Ölgesellschaften, General Electric und IBM waren.
Die aktuelle Konsolidierung der Aktienmärkte sollte Anlegern im vierten Quartal die Möglichkeit bieten, ihre langfristigen Anlagen danach auszurichten. Der Monat Oktober, in dem auch mehrheitlich die Gewinne des dritten Quartals publiziert werden, ist traditionell ein unruhiger Börsenmonat. Mit einem erneuten Kurseinbruch wie die des ersten Halbjahres sollte aber nicht gerechnet werden, auch wenn die Wahlen in den USA zusätzlich noch für Unruhe sorgen könnten. Ungeachtet des Wahlausgangs sollte die bestehende Ausrichtung der amerikanischen Wirtschaftspolitik in der neuen Amtsperiode fortgeführt werden. Ein Wahlsieg der Demokraten könnte zudem ein zusätzlicher Performancetreiber über das Jahresende hinweg werden. In diesem Fahrwasser sollten auch die europäischen Aktienmärkte ihre alten Widerstände überwinden. Da die Zinsen sich auf den heutigen Niveaus eingerichtet haben und an der Inflationsfront keine Überraschungen drohen, werden die Rentenmärkte als relativ unattraktiv eingestuft.
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Stand 14.10.2020
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