Exklusiv berichtet für Sie unser Analyst Rüdiger Braun, AO Demographics von den Aktien- und Rentenmärkten.
Eigentlich läuft alles wie geschmiert für Deutschland. Immerhin hatte das Bundeskanzleramt auf seiner Website Ende Januar Kanzlerin Merkels Rede auf dem Weltwirtschafts-forum in Davos mit dem Untertitel „Von den Besten lernen“ verziert. Die Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW im Februar zeigte ungebrochene Zuversicht unter Hunderten befragter Wirtschafts- und Finanzexperten. Ebenfalls im Februar zog der IFO-Geschäftsklimaindex überraschend stark an. Ein fester Euro-Wechselkurs zeugt für alle sichtbar vom Vertrauen des Auslands in die Eurozone und ihrer Krisenbewältigungs-Strategie. Um das positive Bild abzurunden, steigen auch die Aktienkurse.
Aber dieses schöne Bild bekommt zunehmend hässliche Flecken. Zunächst einmal ist die Aktienrallye schon früh im neuen Jahr ins Stocken geraten. Dann der Anleihemarkt: Der deutsche und amerikanische Rentenmarkt für Staatsanleihen stagnieren seit vielen Monaten. Der globale Merrill Lynch Rentenindex für Staatsanleihen fällt gar seit Juli 2012 und befindet sich mittlerweile in einem langfristigen Abwärtstrend. Das heisst, die Renditen steigen. Am Markt für europäische Unternehmensanleihen sieht es nicht viel besser aus. Die Erwartung (weiter) steigender Anleiherenditen brachte zudem die Edelmetalle unter Druck und auch die Industriemetalle gaben jüngst im Kurs kräftig nach.
Warum laufen also Stimmung und Kurse in gegenläufige Richtungen? Ein wichtiger Grund liegt unverändert in den Problemen der Eurozone, in der ein dysfunktionales Währungs-system für immer weiter steigende Arbeitslosigkeit sorgt, eine Ressourcenverschwendung ungeahnten Ausmaßes. Zwar haben sich die Leistungsbilanzdefizite der südeuro-päischen Länder verringern können, dies aber hauptsächlich über den Rückgang der Importe anstatt eines Anstiegs der Exporte. Es ist der klassische Reflex auf die dortigen Einkommensverluste der Arbeitnehmerschaft. Die Belastungen werden hier zunehmen.
Die Einkaufsmanager-Indizes von Markit zeigen im Gegensatzn zum IFO-Geschäftsklima-index eine Verschlechterung für Deutschland (und andere) im Monat Februar. Dies gilt auch für den US-Index. Außerdem liegen die deutschen Exporte insgesamt bereits im Dezember unter dem Vorjahresniveau. Auch sind die Auftragseingänge für die deutsche Industrie aus dem außereuropäischen Ausland in den letzten Monaten ins Stocken geraten. Das alles sieht zunächst eher nach Stagnation als Aufschwung aus; und nach kurzfristig enttäuschenden Nachrichten für die Aktienmärkte. Die weitere Entwicklung der Anleihemärkte, wo dieser feine Sand im Getriebe schon zu Stagnation und Kursrückgängen geführt hat, wird zeigen, wie es mit den Aktien mittelfristig weiter gehen wird: Konsolidierung, Korrektur oder Trendwechsel?