Es ist schon ein Kreuz mit dem Investieren. Man kommt sich angesichts der veröffentlichten Expertenmeinungen wirklich arg verloren vor. Da hat nun der Sachverständigenrat seine Herbstprognose für die deutsche Konjunktur deutlich nach unten korrigiert. Anstatt eines Wachstums von 0,8% für 2013 erwarten die Experten nunmehr lediglich ein Plus von 0,3%. Nach seiner Einschätzung soll der private Verbrauch einen Wachstumsbeitrag von 0,7% liefern. Die Ausrüstungsinvestitionen werden sinken (ein Minus von 3,0%) und der Außenhandel keinen Wachstumsbeitrag erbringen. Man muss sich wirklich die Augen reiben und fragen, wie und warum der Konsum mal wieder die deutsche Konjunktur retten soll oder kann, angesichts einer realen Einkommensentwicklung, die gelinde gesagt, wäre sie eine Schauspielerin, die Goldene Himbeere verdient.
In krassem Widerspruch zu den Erkenntnissen des Sachverständigenrates stehen die des Münchner IFO-Instituts. Zwar ging der Geschäftsklima-Index im März leicht zurück, verzeichnet aber immer noch einen beachtliche Anstieg, der ja wohl nicht ganz unbegründet sein kann. Das Konjunkturmodell des Instituts (s. Graphik) zeigt, dass die Februar und Märzwerte des Modells im „Boom“-Quadranten liegen (Pfeil). Tja, das verarbeitende Gewerbe befindet sich nach Ansicht dieser Volkswirte in einer Überhitzungsphase, eine auch nicht gerade Oscar-verdächtige Einschätzung.
Sowohl bei den Wirtschaftsweisen als auch bei den Unternehmen, welche die Fragen des IFO-Instituts beantworten, mag sich jetzt bemerkbar machen, dass die Konsequenzen der Eurokrise nicht richtig gedeutet werden. Die Konstruktionsweise des Euros und die damit verbundenen Konsequenzen sind in den volkswirtschaftlichen Modellen sowieso nicht „eingebaut“. Es gibt ja keinen Präzedenzfall zum Euro. Und so erscheint plötzlich der Fall Zypern als der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass (die Währungsunion und die deutsche Konjunktur) zum Überlaufen bringen kann.
Die Gefahr einer konfiskatorischen Besteuerung von Bankeinlagen ist keine verlockende Aussicht für Investoren. Sie wird den Euro gegenüber anderen Währungen schwächen. Und dies rührt an den Grundfesten der Idee des Euros. Es drohen somit Zinserhöhungen der EZB ungeachtet der Konjunkturlage oder der Inflationsrate. Letztlich ist die Kehrseite der Medaille die Kapitalflucht. Und die Einschränkung des Kapitalverkehrs zieht – was oft vergessen wird – die des Warenverkehrs unweigerlich nach sich.
Seit Anfang Februar verliert der Euro an den Devisenmärkten an Wert. Seit diesem Zeitpunkt beobachten wir eine Verschlechterung der Marktbreite an den europäischen Aktienbörsen und eine Kurserholung an den Anleihemärkten. Es ist (noch) ein schleichender Prozess, der, und das sei hier ausdrücklich betont, nicht das alleinige Resultat der Euro-Probleme ist. „Mother Market knows best!“, sagt man an Wall Street. Dieser Prozess verdient Beachtung, wenn man Geld anlegt; zumindest mehr als der IFO-Index oder das Urteil der Wirtschaftsweisen.