Geldanlage: Eine klare Aktienstrategie ist das A und O
Von Heinrich Giesbrecht, Gründungsgesellschafter der Giesbrecht & Golombek VermögensManagement GmbH
Eine Strategie bei der Geldanlage ist nicht alles – man braucht auch die Disziplin, sich daran zu halten. Dieses Bonmot ist so wahr wie die Erkenntnis, dass 99 von 100 Anlegern, die nach ihrem Bauchgefühl vorgehen, auf Dauer scheitern. Gleichwohl lassen sich die meisten Deutschen bei den Finanzen von Meinungen und Ängsten leiten. Die Folge: Um Aktien machen sie ebenso einen Bogen wie um eine klare Anlagestrategie – ein gravierender Fehler!
Wer sich unter strategischem Blickwinkel anschaut, wie die Deutschen ihr Geldvermögen von 5,1 Billionen Euro aufteilen, kann nur den Kopf schütteln: Unsere Mitbürger stecken laut Bundesbank drei Viertel ihres Geldes in Zinsanlagen, die jährlich null bis zwei Prozent Rendite erzielen. Nur fünf Prozent sind in Aktien investiert, sodass der Aufschwung an der Börse bislang kaum im Geldbeutel ankommt. Anleger, die glauben, diese Ära der Niedrigzinsen werde bald enden und sie könnten fortfahren wie bisher, irren sich: Nach dem 2. Weltkrieg schafften es die USA über 30 Jahre, die Zinsen niedrig zu halten, was erst den Dow Jones und dann den Goldpreis stiegen ließ. Aktuell leiden die Staaten unter noch höheren Schulden als damals – mit entsprechenden Konsequenzen!
Aktien haben dank finanzieller Repression beste Aussichten
Konsequenz Nummer eins: Die Anlagestrategie muss einkalkulieren, dass das Umfeld niedriger Zinsen über Jahre hinweg bestehen bleibt. Der Schwerpunkt bei den Anlageklassen sollte daher auf dem Aktienmarkt liegen, denn die Rendite von Produktivkapital wird in den nächsten Jahren die Erträge am Anleihemarkt klar übersteigen. Allein die Dividendenrendite der DAX-Aktien liegt mit rund drei Prozent klar vor den Zinserträgen deutscher Staatsanleihen; die Chance auf Kursgewinne mit Aktien ist darin noch nicht enthalten.
Erfolgreiche und strategische Investoren wie der norwegische „Government Pension Fund Global“ machen seit Jahren vor, wie das geht: Der Staatsfonds mit fast 600 Milliarden Euro Volumen hielt im September 2013 knapp 64 Prozent in Aktien und 35 Prozent in Anleihen – auf Sicht eines Jahres erzielte er auf diese Weise 14 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren hat dieser strategische Großinvestor eine annualisierte Rendite von knapp sechs Prozent erzielt. Das entspricht einem jährlichen Wertzuwachs nach Inflation von 3,6 Prozent.
Value- und Growth-Aktien – in Kombination besonders effektiv
Konsequenz Nummer zwei: Anleger sollten den Fokus der Sachinvestments auf Unternehmen richten, die unverzichtbare Dinge des täglichen Bedarfs produzieren und niedrig bewertet sind. Diese Value-Strategie ist untrennbar mit dem Namen des Starinvestors Warren Buffett verknüpft und bildet wegen ihrer Krisenfestigkeit den Kern des Aktienportfolios. Der Value-Anteil wird ergänzt durch Unternehmen, die in diversen Wachstumssegmenten eine starke Stellung anstreben oder einnehmen. Durch die Kombination aus Value- und Growth-Aktien gewinnt das Aktiendepot an Stabilität, bewahrt aber die Chance auf höhere Renditen.
Aktives Management: Antizyklisches Vorgehen sorgt für stetige Renditen
Nicht minder wichtig ist Konsequenz Nummer drei: Nur durch aktives Management – sprich den Verkauf gut gelaufener Aktien am Ende einer Hausse bzw. den Kauf in der Nähe eines Kurstiefs – lässt sich die Rendite eines Portfolios verstetigen. Für dieses antizyklische Vorgehen braucht es gute Indikatoren, mit denen man relative Hoch- und Tiefpunkte recht gut bestimmen kann. Ein gutes Beispiel sind Aktien aus der 3 D-Druck-Branche, von denen wir uns Anfang 2014 nach zwei Jahren kontinuierlichen Kursanstiegs getrennt haben, nachdem das Thema immer mehr in den Fokus der Medien kam. Viele Privatanleger haben weder die Strategie noch die nötige Disziplin, um so etwas umzusetzen.
Wer diese drei Strategie-Elemente beherzigt – klarer Fokus auf die Anlageklasse Aktien, kluge Kombination aus Value- und Growth-Aktien, aktives Management des Portfolios –, wird auf Sicht der nächsten 10 bis 15 Jahre am besten fahren.