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Exklusiver Börsenausblick Dezember 2013 – Der Euro und der Rest der Welt.

2. Dezember 2013
von Andreas W. Korth
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Wir konnten uns nicht recht entscheiden, welche Überschrift wir über diesen Text setzen sollten. Zuerst hieß es „Der Euro gegen …“, dann „Der Euro mit dem Rest der Welt“. Wir haben und dann für das versöhnlich-neutrale „und“ entschieden.

In der Tat ist der Euro etwas ganz Besonderes in der Welt der Währungen. Auf den ersten Blick ist er eine „Papierwährung“ wie etwa der U.S. Dollar oder Yen auch. Alle könnte man theoretisch und praktisch unbegrenzt „drucken“. Wir haben das Wort drucken in Anführungszeichen gesetzt, weil heute die Währungen nicht mehr wirklich gedruckt werden, sondern über ein Tabellen-Kalkulationsprogramm (buchstäblich!) vermehrt werden. Die Frage ist, nach welchen Gesetzmäßigkeiten dies geschieht? Und hier sind die internationalen Spielregeln in der Tat sehr unterschiedlich. Es ist im Prinzip so, als würde man Monopoly in jedem Land nach unterschiedlichen Regeln spielen.

Nun, das war nicht immer so. Neben einer „Papierwährung“ gibt es nämlich noch einen zweiten Typus von Währung, die gebundene Währung. Solche Währungen sind häufig durch ein Edelmetall wie z. B. Gold oder Silber oder durch andere gebundene Währung „gedeckt“. Unter einem solchen  Währungsregime kommt der Notenbank nur eine Aufgabe zu, nämlich die Kontrolle der umlaufenden Zahlungsmittel in Relation zum jeweiligen Deckungsmedium, zum Beispiel dem Bestand an Gold im Besitz der Zentralbank. Andere Aufgaben wie beispielsweise die Konjunktursteuerung, kommen nicht in Betracht.

Welches System ist besser? Nun, die Geschichte hat gezeigt, dass sich gebundene Währungen wie der Goldstandard nicht mit einer dynamisch wachsenden Wirtschaft vertragen. Alle Währungen dieser Machart sind deshalb peu-à-peu von der Bildfläche verschwunden. Dennoch haben sich die Europäer vor rund zwanzig Jahren für eine Neuauflage in Form des Euro entschieden. Der Euro ist zwar der Form nach eine „Papierwährung“, aber er wird wie eine Art Super-Goldstandard gemanagt. (Dies ist den Maastricht-Verrägen und dem Stabilitäts- und Wachstumspakt festgelegt.) Unter den aktuellen, gesamtwirtschaftlichen Umständen weist deshalb der Euroraum eine Inflationsrate von nur noch 0,9% auf. Diese liegt damit um einen Prozentpunkt unter dem offiziellen Inflationsziel der EZB von 1,9%. Durch die letzte Zinssenkung versuchte daher die EZB das Kreditwachstum und damit das Geldmengenwachstum anzuregen. Richtig! Bei einer Papierwährung entsteht nämlich Geld ausschließlich durch Kreditaufnahme. (Bei einer gebundenen Währung geht das über den Ankauf des Deckungsmediums, also meistens Gold.)

Wenn aber der Staat versucht zu sparen (Schuldenbremse), fällt er als Kreditnehmer weitestgehend aus.Dann bleiben die privaten Haushalte und inländischen Unternehmen als potenzielle Kreditnehmer. Diese werden aber nur dann Kredit aufnehmen, wenn die Einkommens- bzw. Gewinnerwartungen hinreichend hoch sind. Bei schlapper Konjunktur, wie sie derzeit herrscht, ist das jedoch nicht der Fall. Die Geldpolitik hat deshalb derzeit kaum eine Möglichkeit, diesen Zustand zu ändern.

Was aus hiesiger Sicht ein Fluch ist, stellt sich für den Rest der Welt bisweilen als Segen dar. Aus Sicht von Ländern wie Japan, die eine offene Abwertungstrategie ihrer Währung betreiben, stellt die Eurozone mit ihrer deflationären Währungsstrategie die ideale Zielregion für Anlagemittel dar. Der Euro gegen den Rest der Welt, das trifft diese Konkurrenzsituation. Man spekuliert aus ausländischer Sicht auf Wechselkursgewinne und erst in zweiter Linie, wenn überhaupt, auf steigende Unternehmensgewinne. Aber: Der Euro wird schlussendlich unter der Deflationsstrategie, die ihm seine Gründungsväter quasi in die Wiege gelegt haben, genau so leiden, wie der Yen unter dem verzweifeltem Versuch ihn zu inflationieren. Der Euro kann sich dem „mit der Welt“ nicht entziehen. In beiden Währungsräumen lassen sich die konjunkturellen Risiken durch einfache Wechselkursmanipulationen nicht gesamthaft verringern, sonder nur vorübergehend verschieben.

Der Zufluss von Anlagemitteln in den Euroraum stützt deshalb zunächst noch den deutschen Aktienmarkt – trotz bestenfalls mittelmäßiger Konjunkturdaten.  Und dies ist ein Grund, warum in den kommenden Wochen – vielleicht auch deutlich darüber hinaus – die Kurse noch steigen könnten. Die Japaner dürfen auf den Erfolg ihrer neuen Wirtschaftspolitik hoffen und die Europäer an den heilsamen Effekt des japanischen Quantitative Easing für die EWU glauben. Das Endergebnis wird für die Eurozone und den Rest der Welt dasselbe sein, wenn sich die Geschichte wiederholt.

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